Wenig bekannte Fördermöglichkeiten für Schweizer KMU
- Maxim Makedonsky
- 26. Feb.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Feb.
Naters, 26.02.2025 – Aktualisiert am 26.02.2025, 1:00 Uhr
Ein Beitrag von Maxim Makedonsky

Das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die 99% aller Firmen ausmachen und zwei Drittel aller Arbeitsplätze stellen. Trotz ihrer immensen Bedeutung stehen diese Unternehmen vor besonderen Herausforderungen: Fachkräftemangel, Digitalisierungsdruck und internationale Wettbewerbsfähigkeit. Um diese zu bewältigen, existiert ein komplexes Netzwerk aus Förderprogrammen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene. Doch wie effektiv sind diese Unterstützungsangebote wirklich? Reichen die vorhandenen Programme aus, um die Innovationskraft der Schweizer KMU nachhaltig zu stärken? Und wie steht es um den bürokratischen Aufwand, der oft als Hemmnis wahrgenommen wird? Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Förderlandschaft, analysiert deren Wirksamkeit und zeigt Optimierungspotenziale auf
Die Schweizer Wirtschaft ist wie kaum eine andere geprägt durch ihre kleinen und mittleren Unternehmen .Mit rund 590.000 Betrieben stellen KMU 99% aller Unternehmen und beschäftigen rund 3 Millionen Menschen – das entspricht über zwei Dritteln aller Arbeitsplätze in der Schweiz. Sie erwirtschaften 60% des Bruttoinlandsprodukts und sind damit der eigentliche Motor der Schweizer Wirtschaft.
Besonders bemerkenswert ist die Innovationskraft vieler Schweizer KMU. Laut dem Europäischen Innovationsanzeiger gehört die Schweiz zu den innovationsführenden Ländern in Europa, wobei ein erheblicher Teil dieser Innovationsleistung von KMU erbracht wird. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen ist ein entscheidender Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz.
Regionale Verankerung als Stärke
Ein zentraler Erfolgsfaktor der Schweizer KMU ist ihre starke regionale Verankerung. Als Arbeitgeber, Ausbildungsbetriebe und Steuerzahler tragen sie massgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität ihrer Standortgemeinden und -kantone bei. Diese lokale Verwurzelung ermöglicht es ihnen, spezifische regionale Bedürfnisse zu kennen und zu bedienen, was ihnen oft einen Wettbewerbsvorteil gegenüber größeren Unternehmen verschafft.
Das Fördersystem für Schweizer KMU – Eine Übersicht
Die Schweiz verfügt über ein differenziertes System der KMU-Förderung, das auf verschiedenen Ebenen ansetzt. Von der Gründungsberatung über Finanzierungshilfen bis hin zur Innovationsunterstützung existiert eine Vielzahl von Programmen.
Bundesebene: Strategische Fördermöglichkeiten
Auf Bundesebene spielen insbesondere das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und die Innosuisse (ehemals Kommission für Technologie und Innovation, KTI) zentrale Rollen. Die Innosuisse unterstützt wissenschaftsbasierte Innovationsprojekte von Unternehmen in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen. Mit einem jährlichen Budget von rund 250 Millionen Franken werden Projekte gefördert, die das Potenzial haben, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft zu stärken.
Das SECO koordiniert verschiedene KMU-Fördermaßnahmen und ist unter anderem für die Exportförderung zuständig. Über die Switzerland Global Enterprise werden KMU bei ihren Internationalisierungsbestrebungen unterstützt, was angesichts des begrenzten Heimatmarktes für viele Schweizer Unternehmen von entscheidender Bedeutung ist.

Kantonale und regionale Programme: Nähe zum Unternehmen
Die Kantone spielen eine wichtige Rolle in der KMU-Förderung. Jeder Kanton verfügt über eigene Wirtschaftsförderungsstellen, die maßgeschneiderte Unterstützungsangebote für lokale Unternehmen bereitstellen. Diese reichen von Steuererleichterungen über Standortmarketing bis hin zu direkten finanziellen Hilfen. Besonders hervorzuheben sind die regionalen Innovationssysteme (RIS), die als Schnittstellen zwischen Hochschulen, Unternehmen und öffentlicher Hand fungieren. Sie bieten Innovationscoaching, Vernetzungsaktivitäten und Unterstützung bei der Produktentwicklung an.
Finanzielle Förderinstrumente: Überbrückung von Engpässen
Ein zentrales Element der KMU-Förderung sind die verschiedenen Finanzierungsinstrumente. Hierzu zählen:
Bürgschaftsgenossenschaften: Sie ermöglichen KMU den Zugang zu Bankkrediten, indem sie Bürgschaften bis zu 1 Million Franken übernehmen. Der Bund stellt hierfür einen Rahmenkredit von 600 Millionen Franken zur Verfügung.
Technologiefonds: Er vergibt Bürgschaften für Darlehen an Unternehmen, die innovative Technologien zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen entwickeln und kommerzialisieren.
Venture-Capital-Initiativen: Verschiedene öffentlich-private Partnerschaften stellen Risikokapital für innovative Start-ups und Wachstumsunternehmen bereit.
Herausforderungen und fehlende Übersicht der Fördermöglichkeiten
Bürokratische Hürden – Die Kehrseite der Förderung
Fördermittel für KMU in der Schweiz sind zwar grundsätzlich positiv, doch die damit verbundene Bürokratie kann schnell zum Stolperstein werden. Was als Unterstützung gedacht ist, verwandelt sich oft in einen komplexen Antragsdschungel mit langwierigen Verfahren und unzähligen Formularen. Gerade kleinere Unternehmen, die ohnehin mit begrenzten Ressourcen kämpfen, werden durch diesen bürokratischen Aufwand übermässig belastet.
Die Folge: Wertvolle Zeit und Energie fliessen in administrative Prozesse statt in Innovation und Wachstum. So droht die Bürokratie, die positiven Effekte der Förderung zu untergraben und die KMU-Landschaft unnötig zu bremsen.

Komplexe Antragsverfahren
Die Komplexität der Antragsverfahren stellt besonders für kleinere Unternehmen ohne spezialisierte Mitarbeitende eine Herausforderung dar. Detaillierte Business-Pläne, Finanzprognosen und umfangreiche Projektdokumentationen müssen erstellt werden – Zeit, die im operativen Geschäft fehlt. Einige Unternehmen berichten von Antragsverfahren, die mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Viele Programme - Fehlender Überblick
Die Vielzahl der Förderprogramme auf verschiedenen Ebenen führt zu einer gewissen Unübersichtlichkeit. Für KMU ist es oft schwierig, das passende Programm zu identifizieren und die unterschiedlichen Anforderungen zu erfüllen. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die in mehreren Kantonen tätig sind und mit unterschiedlichen kantonalen Vorgaben konfrontiert werden.
Angesichts der beschriebenen Herausforderungen werden verschiedene Reformansätze diskutiert
Zentrale Beratung in Perspektive
Ein zentraler Anlaufpunkt für alle Förderangebote könnte den Zugang erheblich erleichtern. Die KMU-Hub Initiative des Bundes geht in diese Richtung, befindet sich jedoch noch im Aufbau. Hier sollen Unternehmen künftig alle relevanten Informationen finden und Anträge zentral einreichen können
Harmonisierung der Anforderungen
Eine stärkere Anpassung der Anforderungen zwischen Bund und Kantonen wäre ein wichtiger Schritt. Standardisierte Formulare und einheitliche Bewertungskriterien könnten den administrativen Aufwand für KMU deutlich reduzieren
Digitale Transformation der Förderprozesse
Die konsequente Digitalisierung der Antragsprozesse birgt erhebliches Potenzial. Digitale Lösungen könnten nicht nur den Aufwand für die Antragstellung reduzieren, sondern auch die Bearbeitungszeiten verkürzen und die Transparenz erhöhen. Das EasyGov-Portal des Bundes ist ein erster Schritt in diese Richtung, deckt aber noch nicht alle Förderbereiche ab
Politische Dimensionen der KMU-Förderung

Föderalismus vs. Zentralisierung
Die föderale Struktur der Schweiz spiegelt sich auch in der KMU-Förderung wider. Während die Kantone ihre Autonomie in der Wirtschaftsförderung bewahren möchten, gibt es Bestrebungen für eine stärkere Koordination auf Bundesebene. Diese Spannung zwischen lokaler Flexibilität und nationaler Effizienz prägt viele Diskussionen um Reformvorschläge.
Markteingriff vs. Wettbewerbsneutralität
Grundsätzlich steht die Schweizer Wirtschaftspolitik für einen liberalen Ansatz mit begrenzten staatlichen Eingriffen. Bei der KMU-Förderung stellt sich daher stets die Frage, inwieweit der Staat in das Marktgeschehen eingreifen sollte. Die Förderung bestimmter Unternehmen oder Branchen kann zu Wettbewerbsverzerrungen führen, weshalb Förderprogramme sorgfältig ausgestaltet werden müssen.
Internationale Dimension
Im internationalen Vergleich bewegt sich die Schweiz bei der KMU-Förderung im Mittelfeld. Länder wie Deutschland oder Österreich verfügen über umfangreichere Förderprogramme, insbesondere im Bereich der direkten finanziellen Unterstützung. Gleichzeitig bietet die Schweiz durch ihre generell unternehmensfreundlichen Rahmenbedingungen wie niedrige Steuern und flexible Arbeitsmarktregulierung ein attraktives Umfeld für KMU
Zukunftsperspektiven der KMU-Förderung
Die Zukunft der KMU-Förderung in der Schweiz wird von verschiedenen Faktoren geprägt sein

Digitalisierung als Treiber
Die Digitalisierung wird nicht nur die Förderprozesse selbst verändern, sondern auch neue Förderansätze ermöglichen. Digitale Plattformen können die Vernetzung zwischen KMU, Forschungseinrichtungen und Kapitalgebern erleichtern und so neue Innovationspotenziale erschließen.
Fokus auf Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeitskriterien gewinnen in der Förderpolitik an Bedeutung. Programme wie der Technologiefonds zeigen bereits heute, wie wirtschaftliche Förderung mit ökologischen Zielen verbunden werden kann. Dieser Trend wird sich in Zukunft verstärken, mit neuen Förderschwerpunkten in Bereichen wie erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft und ressourceneffiziente Produktionsmethoden.
Internationale Vernetzung
Angesichts der Größe des Schweizer Marktes bleibt die internationale Orientierung für viele KMU überlebenswichtig. Förderprogramme, die den Zugang zu globalen Märkten erleichtern und internationale Kooperationen unterstützen, werden daher an Bedeutung gewinnen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der komplizierten Beziehungen zur EU, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz.
Die Rolle der Schweizer Wirtschaftsverbände und aktiven Netzwerke als treibende Kräfte

Vermittlung von Experten und Dienstleistungen: Verbände verfügen oft über ein breites Netzwerk von Experten (z.B. Rechtsanwälte, Steuerberater, Unternehmensberater), die KMU bei bürokratischen Fragen und Herausforderungen unterstützen können
Kollektive Dienstleistungen: Manche Verbände bieten ihren Mitgliedern kollektive Dienstleistungen an, die bürokratische Aufgaben erleichtern können, z.B. zentrale Beschaffungsplattformen, gemeinsame Rechtsberatung oder vereinfachte Zugang zu bestimmten Softwarelösungen
Aktuelle Informationen zu Gesetzen und Regulierungen: Verbände und Netzwerke sind oft die ersten, die über Gesetzesänderungen, neue Regulierungen oder Anpassungen im Förderbereich informiert sind. Sie filtern diese Informationen und bereiten sie für ihre Mitglieder KMU-gerecht auf
Vermittlung von Experten und Dienstleistungen: Verbände verfügen oft über ein breites Netzwerk von Experten (z.B. Rechtsanwälte, Steuerberater, Unternehmensberater), die KMU bei bürokratischen Fragen und Herausforderungen unterstützen können. Sie vermitteln diese Kontakte und bieten oft vergünstigte Konditionen für ihre Mitglieder
Der Balanceakt zwischen Unterstützung und unternehmerischer Eigenverantwortung

Die KMU-Förderung in der Schweiz bewegt sich im Spannungsfeld zwischen notwendiger Unterstützung und unternehmerischer Eigenverantwortung. Die vorhandenen Programme bieten vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten, leiden jedoch unter bürokratischen Hürden und mangelnder Übersichtlichkeit. Die laufenden Reformbestrebungen zeigen, dass diese Probleme erkannt wurden. Der Erfolg wird davon abhängen, ob es gelingt, die Förderlandschaft effizienter zu gestalten, ohne dabei die Vorteile des föderalen Systems aufzugeben. Letztlich bleibt die KMU-Förderung ein Balanceakt
Es gilt, innovative Unternehmen gezielt zu unterstützen, ohne durch übermässige staatliche Eingriffe die Marktdynamik zu stören. In dieser Balance liegt der Schlüssel für eine nachhaltige Stärkung des Schweizer Wirtschaftsstandorts und seiner KMU.
Bildquellen: Bundeshaus wikipedia.com Bildquellen: Adobe Stock
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