Skype's letzter Anruf: Ein Rückblick auf die Ära der Internet-Telefonie
- Maxim Makedonsky
- 4. März
- 7 Min. Lesezeit
Naters, 04.03.2025
Ein Beitrag von Maxim Makedonsky

Skype war einst ein Synonym für Internettelefonie und hat die Art und Weise revolutioniert, wie Menschen über große Distanzen kommunizieren. Seit seiner Gründung im Jahr 2003 entwickelte sich Skype zu einem der Pioniere der Online-Kommunikation und ermöglichte Millionen von Nutzern kostenlose Sprach- und Videoanrufe über das Internet. Der Name „Skype“ wurde so bekannt, dass „skypen“ sogar zum geflügelten Wort für Videoanrufe wurde. Nun jedoch steht eine Zäsur bevor: Microsoft hat angekündigt, den Dienst im Jahr 2025 einzustellen „Ab Mai 2025 wird Skype nicht mehr verfügbar sein“ erklärte das Unternehmen Ende Februar 2025 auf der Plattform X (vormals Twitter). Diese Ankündigung markiert das Ende einer Ära und wirft Fragen auf – insbesondere für Unternehmen, die Skype in ihren Arbeitsalltag integriert hatten. Welche Auswirkungen hat das Aus von Skype und welche Alternativen bieten sich insbesondere für Schweizer KMU an?
Die Geschichte von Skype
Gründungsgeschichte
Die Geschichte von Skype beginnt 2003 in Nordeuropa. Gegründet wurde der Dienst von den skandinavischen Unternehmern Niklas Zennström (Schweden) und Janus Friis (Dänemark) gemeinsam mit einem estnischen Entwicklerteam
Ihre Vision: teure Ferngespräche über traditionelle Telefonnetze umgehen und stattdessen die Möglichkeiten des Internets nutzen. Skype – der Name ist eine Ableitung von „Sky peer-to-peer“ – sollte es jedermann erlauben, kostenlos von Computer zu Computer zu telefonieren. Tatsächlich ermöglichte der Dienst bereits kurz nach dem Start Millionen von Menschen, teure Auslandstelefonate zu vermeiden, indem sie über das Internet telefonierten
Das einfache Konzept schlug ein: Schon innerhalb der ersten zwei Jahre nach Launch wuchs Skype rasant und zählte bis 2005 rund 50 Millionen registrierte Nutzer
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Die Technologie hinter Skype

Technisch setzte Skype von Anfang an auf ein Peer-to-Peer-Netzwerk. Anstatt alle Anrufe über zentrale Server zu leiten, nutzte Skype die Computer der Nutzer als Knotenpunkte – ein Ansatz, den Zennström und Friis zuvor schon bei der Tauschbörse Kazaa angewandt hatten. Dieses verteilte System machte Skype skalierbar und robust: Selbst bei hoher Auslastung sorgten die dezentralen „Supernodes“ im Netzwerk für stabile Verbindungen.
Auch mit langsameren Internetanschlüssen der frühen 2000er konnten so Sprachverbindungen in oft überraschend guter Qualität realisiert werden. Im Laufe der Zeit integrierte Skype weitere Technologien, etwa für Videokompression und Verschlüsselung, um neue Funktionen zu ermöglichen. Bereits 2005 – nur zwei Jahre nach Gründung – führte Skype mit Version 2.0 Videoanrufe ein.
Damit machte das Unternehmen einen weiteren technischen Sprung und etablierte die Videotelefonie als Kernbestandteil moderner Online-Kommunikation.
Herausforderungen und Niedergang

Trotz dieser Erfolge geriet Skype in den letzten Jahren immer stärker unter Druck. Die Kommunikationslandschaft veränderte sich rasant: Smartphones wurden allgegenwärtig und mit ihnen konkurrierende Dienste wie WhatsApp, FaceTime oder WeChat, die kostenlose Anrufe und Chats direkt ins Mobiltelefon brachten. Skype, ursprünglich für den PC konzipiert, hatte Schwierigkeiten, sich im mobilen Zeitalter ebenso dominant zu positionieren. Hinzu kamen strategische Weichenstellungen bei Microsoft. 2016 lancierte Microsoft mit Teams eine neue Plattform, die vor allem in Unternehmen Slack Konkurrenz machen sollte – und bald auch Skype kannibalisierte. Bereits 2017 kündigte Microsoft an, die Business-Variante Skype for Business werde durch Teams ersetzt
Die Folge: Viele Firmenkunden wanderten zu Teams ab, während Privatanwender vermehrt auf einfache Apps wie WhatsApp oder auf den Shooting-Star Zoom setzten.

Auch hausgemachte Probleme machten Skype zu schaffen. Microsoft versuchte, Skype durch Design-Relaunches und zusätzliche Features „aufzuhübschen“, entfernte sich dabei aber von der Kernfunktion
Ein überladenes Update 2017 verärgerte viele Nutzer – die App wurde unübersichtlich, die Zuverlässigkeit litt
In App-Stores rutschte die Bewertung zeitweise ins Bodenlose, was Skype sogar zu einer öffentlichen Entschuldigung veranlasste Während Skype also stagnierte oder gar Rückschritte machte, holten die Konkurrenten auf. Zoom punktete ab 2019 mit hoher Videoqualität und einfacher Handhabung – und avancierte spätestens mit der Corona-Pandemie 2020 zum neuen Standard für Videomeetings. In einer Umfrage von April 2020 gaben 27 % der befragten US-Unternehmen an, primär Zoom für Videokonferenzen zu nutzen, während nur noch 15 % auf Skype setzten
Der pandemiebedingte Homeoffice-Boom brachte Skype zwar kurzfristig einen Nutzerschub (im März 2020 verzeichnete Skype 40 Millionen tägliche Nutzer, 70 % mehr als im Vormonat doch der Gewinner der neuen Ära hieß Zoom – und Microsoft Teams. Bis 2023 sank Skypes tägliche Nutzerzahl auf nur noch 36 Millionen, während Teams im selben Zeitraum auf 300 Millionen aktive Nutzer pro Monat anwuchs
Die Entwicklung der letzten Jahre machte klar, dass Skype seinen einstigen Vorsprung verloren hatte. Die offizielle Einstellung des Dienstes im Mai 2025 ist daher keine völlige Überraschung mehr – eher das letzte Kapitel eines Niedergangs, der sich schon länger abzeichnete
Bedeutung für Schweizer KMUs

Für viele Schweizer KMU gehörte Skype über Jahre hinweg zur Grundausstattung der Kommunikationsmittel. Gerade international ausgerichtete kleinere Unternehmen wussten den Dienst zu schätzen, um kostengünstig mit Kunden und Partnern weltweit in Kontakt zu treten. Ob für Abstimmungen mit dem Zulieferer in Deutschland, Verkaufsgespräche mit einem Interessenten in den USA oder zur Betreuung von Auslandskunden – Skype bot eine einfache Lösung, Entfernungen zu überbrücken. Manche Firmen nutzten auch die Chat-Funktion von Skype für die interne Teamkommunikation, lange bevor Tools wie Slack populär wurden. In den 2000er-Jahren führte an Skype kaum ein Weg vorbei: Laut einer von Skype selbst in Auftrag gegebenen Umfrage planten 2008 über die Hälfte der europäischen KMU, verstärkt Telefon- und Videokonferenzen in ihre Abläufe zu integrieren

Damit half Skype vielen kleinen Firmen, professionellere Kommunikationswege aufzubauen, ohne in teure Konferenzsysteme investieren zu müssen. Gerade für KMU ist eine stabile Kommunikationsplattform geschäftskritisch. Wenn wichtige Konferenzen wegen Verbindungsabbrüchen scheitern oder der Ton verzögert und abgehackt ankommt, kann das Vertrauensverlust bei Kunden zur Folge haben. Zuverlässige Erreichbarkeit ist in einer globalisierten Wirtschaft essenziell – Verträge werden per Videocall verhandelt, Projektteams arbeiten standortübergreifend zusammen, und selbst im Kundensupport erwarten Verbraucher heute schnelle Erreichbarkeit über digitale Kanäle.
Ausfälle oder Sicherheitslücken in der Kommunikationsinfrastruktur treffen kleinere Unternehmen oft besonders hart, da sie weniger Puffer und Alternativen haben. Schweizer KMU legen zudem traditionell Wert auf Datenschutz und Sicherheit, gerade weil viele in Branchen mit sensitiven Informationen tätig sind. Entsprechend hoch sind die Ansprüche an ein Nachfolge-Tool für Skype: Es muss zuverlässig funktionieren, leicht bedienbar sein und idealerweise den strengen hiesigen Datenschutzanforderungen genügen. Die Einstellung von Skype zwingt diese Unternehmen nun, sich nach neuen Lösungen umzusehen – doch zum Glück gibt es heute eine Reihe ausgereifter Alternativen.
Die besten Alternativen für Schweizer KMUs
Microsoft Teams

Microsoft Teams hat sich als umfassende Kommunikations- und Kollaborationsplattform etabliert, die nahtlos in Microsoft 365 integriert ist. Unternehmen, die bereits Office-Anwendungen wie Outlook oder SharePoint nutzen, profitieren von der zentralen Verwaltung aller Kommunikationskanäle – Chat, Videokonferenzen, Dateiablage und gemeinsame Bearbeitung in einer App. Teams bietet darüber hinaus Funktionen wie Kalenderintegration, Terminplanung, Bildschirmfreigabe und Aufzeichnung, die speziell auf Geschäftsanforderungen zugeschnitten sind. Für Schweizer KMU, die Wert auf Datenschutz legen, ermöglicht Microsoft zudem die Datenhaltung in regionalen Rechenzentren. Teams ist sowohl kostenlos als auch als Teil der Microsoft 365-Abonnements erhältlich, was den Wechsel von Skype erleichtert.
Google Meet

Google Meet ist eine vollständig browserbasierte Videokonferenzlösung, die sich ideal für Unternehmen eignet, die bereits Google Workspace nutzen. Ohne Installation von Software können Meetings direkt über einen per E-Mail versendeten Link gestartet werden. Die enge Integration mit Google Kalender und Gmail erleichtert die Planung und Teilnahme an Meetings erheblich. Google Meet unterstützt Video- und Sprachanrufe, Bildschirmfreigabe, Chat sowie neuere Funktionen wie Umfragen und Q&A. Die Plattform bietet standardmäßig eine verschlüsselte Datenübertragung und erfüllt strenge Datenschutzbestimmungen. Für Unternehmen, die eine unkomplizierte und sichere Lösung suchen, stellt Google Meet eine attraktive Option dar – verfügbar sowohl in einer kostenlosen Variante als auch mit erweiterten Funktionen über kostenpflichtige Tarife.
Zoom

Zoom ist besonders bekannt für seine hohe Video- und Audioqualität sowie die einfache Handhabung. Teilnehmer können unkompliziert über einen Link einem Meeting beitreten, was besonders bei externen Kunden oder Partnern von Vorteil ist. Die Plattform skaliert von 1:1-Gesprächen bis zu großen Konferenzen und bietet Funktionen wie Bildschirm teilen, virtuelle Hintergründe, Breakout-Räume und Umfragen. Während der Homeoffice-Phase erreichte Zoom bis zu 300 Millionen tägliche Meeting-Teilnahmen weltweit. Beachten Sie jedoch, dass die kostenlose Version Gruppensitzungen auf 40 Minuten begrenzt ist und ein kostenpflichtiges Abo für längere Meetings und erweiterte Funktionen erforderlich ist. Zoom hat zudem seine Sicherheitsmaßnahmen verbessert und bietet heute Warteräume, Passcode-Schutz und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Slack

Während Skype, Teams, Zoom und Meet primär für Sprach- und Videokommunikation entwickelt wurden, verfolgt Slack einen etwas anderen Ansatz: Es ist vor allem ein Tool für Team-Chats und Zusammenarbeit. Trotzdem verdient Slack eine Nennung als Skype-Alternative, denn es hat die interne Kommunikation in vielen Firmen grundlegend verändert. Slack organisiert den Austausch in Kanälen (Channels), die thematisch oder nach Teams gruppiert sind – etwa oder Mitarbeiter können in diesen Channels Nachrichten austauschen, Dateien teilen und Integrationen mit zahllosen anderen Anwendungen nutzen (von Trello über Google Drive bis GitHub). Für Schweizer KMU bietet Slack den Vorteil, dass es die E-Mail-Flut intern drastisch reduzieren kann: Informationen werden in Echtzeit geteilt und sind für alle im Kanal einsehbar. Doch was ist mit Telefonie? Slack unterstützt Sprach- und Videoanrufe ebenfalls.
Eine Ära geht zu Ende, doch sein Erbe lebt weiter

Mit der Abschaltung von Skype geht zweifelsohne eine Ära zu Ende. Der einstige Vorreiter der Internettelefonie hat die Welt kleiner gemacht und den Weg für die heutige Vielfalt an digitalen Kommunikationsmitteln bereitet. Für Unternehmen – und insbesondere für Schweizer KMU – bedeutet das Ende von Skype jedoch keinen Stillstand, sondern einen Aufbruch zu Neuem. Moderne Kommunikationslösungen stehen bereit, die Skype’s Rolle übernehmen können: Ob Microsoft Teams als integrativer Alleskönner, Zoom als Spezialist für Videomeetings, Google Meet als unkomplizierte Browser-Lösung, Slack als Team-Hub oder Jitsi als datenschutzfreundliche Alternative – jede Option hat ihre Stärken. Wichtig ist, dass Unternehmen die für sie passende Wahl treffen und den Umstieg proaktiv angehen.
Die Geschichte von Skype zeigt, wie rasant sich die Technologie in zwei Jahrzehnten gewandelt hat. Was heute State-of-the-Art ist, kann morgen schon überholt sein. Für Firmen bedeutet das, sich laufend anzupassen und technologische Entwicklungen im Blick zu behalten. Die Corona-Pandemie hat eindrücklich vor Augen geführt, wie unverzichtbar digitale Kommunikation geworden ist – und sie hat die Messlatte für Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit dieser Tools höher gelegt. Skype mag Geschichte sein, doch sein Erbe lebt in den Nachfolge-Technologien weiter. Für Schweizer KMU bietet sich die Chance, jetzt auf zeitgemäße Kommunikationsplattformen umzusteigen, um im Wettbewerb verbunden und agil zu bleiben. Denn eins steht fest: Die Fähigkeit, effektiv über Distanz zusammenzuarbeiten, bleibt ein Schlüsselfaktor.
Hat sich viel
Entwickelt die letzten Jahre
Habe gar nicht davon gewusst, benutze das immer wieder und das schon seit Jahren!
Hatte Skype nur für eine kurz Zeit gebraucht, Es war einfach zu bedienen.
Ich nutze Skype noch heute. Schade, dass es bald nicht mehr geht.
Gute Information mit Lösungen 👍