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Konkurse in der Schweizer Automobilzulieferindustrie steigen – Regionale Unterschiede und die Rolle von Bund und Kantonen

  • Autorenbild: SKV
    SKV
  • 7. Nov. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Nov. 2024


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Alluminium-Zuliferer

In den letzten Monaten zeichnete sich in der Schweizer Automobilzulieferindustrie ein besorgniserregender Trend ab: Die Zahl der Konkurse hat erheblich zugenommen. Laut einer aktuellen Auswertung stieg die Konkursrate im ersten Halbjahr 2024 um 7 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen sind spezialisierte Zulieferbetriebe, die traditionell hochwertige Komponenten und Technologien für die internationale Automobilindustrie produzieren. Während einige Kantone stärker betroffen sind als andere, stellt sich die Frage, wie die Automobilzulieferindustrie in der Schweiz die Herausforderungen der aktuellen wirtschaftlichen und technologischen Transformation meistern kann.

 

Herausforderungen der Automobilzulieferer in einer sich wandelnden Industrie


In der Schweiz ist die Automobilproduktion zwar nicht vertreten, doch die Zulieferindustrie spielt eine bedeutende Rolle für die Wirtschaft. Unternehmen wie Autoneum (Winterthur), Georg Fischer (Schaffhausen) und EMS-Chemie (Domat/Ems) produzieren eine breite Palette von Präzisions- und Spezialkomponenten, die weltweit gefragt sind. Diese Unternehmen spüren den Druck, sich an den rasanten Wandel in der Automobilindustrie anzupassen, insbesondere mit Blick auf Elektromobilität und neue Technologien.


Die Umstellung auf elektrische Antriebssysteme stellt die Zulieferbetriebe vor enorme Investitionen in Forschung und Entwicklung, während zugleich die Nachfrage nach herkömmlichen Fahrzeugkomponenten sinkt. Besonders kleinere Unternehmen geraten dadurch schnell in finanzielle Engpässe. Die steigenden Material- und Energiekosten verstärken den Druck zusätzlich, was viele Zulieferer zur Aufgabe zwingt.


Regionale Unterschiede bei den Konkursen


Die Konkursrate zeigt erhebliche regionale Unterschiede. Kantone mit einer hohen Konzentration von Industriebetrieben, wie Zürich, Aargau und St. Gallen, verzeichnen eine stärkere Zunahme an Konkursen in der Automobilzulieferbranche als andere Regionen. Während die Zentralschweiz, mit ihrem Mix aus verarbeitender Industrie und Dienstleistungssektor, besser durch die wirtschaftlichen Turbulenzen kommt, leiden industrielle Zentren stärker unter der unsicheren Wirtschaftslage.


Diese Unterschiede spiegeln die regionalen Wirtschaftsstrukturen wider. Kantone, die traditionell auf die Produktion hochwertiger Komponenten spezialisiert sind, wie etwa Schaffhausen und Zürich, sind stärker betroffen, da sich die Konkurrenz in der globalisierten Zulieferkette verschärft. Gleichzeitig bieten Kantone wie der Aargau gezielte wirtschaftliche Anreize und Förderprogramme, um Unternehmen den Übergang zu erleichtern.


Unterstützung durch Bund und Kantone: Ein Flickenteppich an Maßnahmen


Die Unterstützung für die Automobilzulieferindustrie in der Schweiz variiert stark je nach Region und wird sowohl auf Bundes- als auch auf Kantonsebene unterschiedlich gehandhabt. Einige Kantone bieten Innovationsförderungen und Steuererleichterungen an, um Unternehmen in der Transformation hin zu umweltfreundlicheren Technologien zu unterstützen. Ein Beispiel dafür ist der Kanton Aargau, der Unternehmen gezielte Fördermittel zur Verfügung stellt, um Innovationen in der Elektromobilität zu fördern.


Auf Bundesebene bestehen ebenfalls Programme, die darauf abzielen, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Industrie zu stärken. Die Schweizer Innovationsagentur Innosuisse bietet Finanzierungsmöglichkeiten für F&E-Projekte und hilft damit Unternehmen, den technologischen Wandel zu meistern. Dennoch wird kritisiert, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, um die Automobilzulieferer in diesem anspruchsvollen Transformationsprozess umfassend zu unterstützen.


Ursachen für die Konkurswelle


Die Gründe für den Anstieg der Konkurse sind vielfältig. Neben dem Druck durch den Wandel zur Elektromobilität haben globale Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie und der Ukraine-Konflikt die wirtschaftliche Stabilität vieler Unternehmen geschwächt. Zudem belasten steigende Rohstoff- und Energiekosten die ohnehin angespannte Finanzlage zahlreicher Zulieferbetriebe.


Die angespannte Lage zeigt sich auch bei der Eissmann-Gruppe, einem renommierten Zulieferer, der 2024 Konkurs anmelden musste. Die hohen Investitions- und Anpassungskosten sowie die Herausforderungen des globalen Automobilmarkts führten dazu, dass das Unternehmen die Belastung nicht mehr tragen konnte (Quelle).


Fazit: Konkurse als Weckruf für die Branche und die Politik


Der Anstieg der Konkurse in der Schweizer Automobilzulieferindustrie macht deutlich, dass strukturelle Anpassungen erforderlich sind, um die Wettbewerbsfähigkeit dieser Betriebe zu sichern. Sowohl auf Bundes- als auch auf Kantonsebene sind gezielte Fördermaßnahmen notwendig, um den Unternehmen den Übergang zu erleichtern und die wirtschaftliche Resilienz der Branche zu stärken. Der Technologiewandel und die wirtschaftlichen Unsicherheiten werden die Industrie weiter prägen, und es bleibt abzuwarten, welche Anpassungen die Politik vornehmen wird, um diesen wichtigen Industriezweig zu unterstützen.



 

Dieser Artikel wurde verfasst von Fabian Reinarz, Redaktionsleiter der SKV Media des Schweizerischen KMU Vereins (SKV).

 



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Guest
Nov 11, 2024
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