Immer weniger Berufstätige in der Schweiz streben Führungspositionen an
- Fabian Reinarz
- 5. Nov. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Nov. 2024

Ein Artikel von Fabian Reinarz, Redaktionsleiter des SKV

In der Schweizer Arbeitswelt zeigt sich ein deutlicher Trend: Führungspositionen verlieren zunehmend an Attraktivität. Während solche Positionen früher als Ziel vieler Karrieren galten, sind sie heute für viele mit zu hohen Kosten für das Privatleben, sinkendem Ansehen und fehlenden finanziellen Anreizen verbunden. Eine aktuelle Umfrage beleuchtet die Hintergründe dieser Entwicklung ausführlich. Mehr dazu im Artikel von 20 Minuten.
Herausforderungen für die Schweizer Führungskultur
In der Schweiz sehen sich immer weniger Berufstätige dazu bereit, eine Führungsrolle zu übernehmen. Gerade im mittleren Management hat sich der Spielraum für eigenständige Entscheidungen stark verringert, da Druck sowohl von oben als auch von unten kommt. „Die Anforderungen sind immens gestiegen, und die zusätzliche Verantwortung wiegt für viele nicht den oft geringen Gehaltsanstieg auf“, erklärt Personalexperte Jörg Buckmann. Stattdessen wird vermehrt Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance gelegt, die oft im Widerspruch zu den Anforderungen einer Führungsposition steht.
Ein weiteres Hindernis ist das gesellschaftlich kritische Bild des mittleren Managements, das häufig als „Lähmschicht“ wahrgenommen wird. „Diese Art von Management-Bashing zeigt Wirkung, und viele Berufstätige wollen sich diese Positionen gar nicht erst antun,“ erklärt der Managementberater Matthias Mölleney.
Geschlechterunterschiede in Führungspositionen
In der Schweiz zeigt sich ein deutliches Gefälle zwischen den Geschlechtern, was die Akzeptanz und das Ansehen von Führungsrollen betrifft. Während Männer ihre berufliche Stellung oft stärker über ihre Führungsrolle definieren, betrachten Frauen den Aufwand für eine Führungsposition zunehmend kritisch. „Gerade für Frauen bleibt der Spagat zwischen Karriere und Familie ein großes Thema,“ so Personalexpertin Ursula Bergundthal.
Konsequenzen und Lösungsansätze
Die sinkende Bereitschaft zur Übernahme von Führungspositionen stellt Schweizer Unternehmen vor neue Herausforderungen. Wenn immer weniger Menschen diese Rollen anstreben, könnte das langfristig zu einer Schwächung der Führungsqualität führen. Bergundthal sieht jedoch auch Vorteile in dieser Entwicklung: „Heute ist die Entscheidung für eine Führungsposition viel bewusster. Führungskräfte setzen sich gezielt mit den Anforderungen und ihren Kompetenzen auseinander, was langfristig die Qualität verbessern kann.“
Dennoch müssen Unternehmen neue Wege gehen, um Führungspositionen attraktiver zu machen. „Es braucht neue Führungsmodelle und mehr Freiräume, damit Führungskräfte ihre Rolle aktiv gestalten können,“ betont Bergundthal. Buckmann fügt hinzu, dass finanzielle Anreize gestärkt und das Image des mittleren Managements aufgewertet werden müssten, um langfristig eine nachhaltige Führungskultur sicherzustellen.
Weiterführende Informationen zu Führung und Arbeitskultur in der Schweiz
Für tiefergehende Einblicke und Analysen zur Führungskultur und den Veränderungen im Schweizer Arbeitsmarkt bieten diese Behörden und Organisationen wertvolle Ressourcen:
1. Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) – Wirtschaftspolitische Analysen und Trends zu Beschäftigung und Arbeitsmarkt
2. Schweizerischer Arbeitgeberverband (SAV) – Interessenvertretung und Informationen für Arbeitgeber in der Schweiz
3. Schweizerische Gesellschaft für Arbeits- und Organisationspsychologie (SGAOP) – Forschung zu Arbeitszufriedenheit und Führungskultur
4. Schweizerischer Gewerkschaftsbund (SGB) – Einsatz für faire Arbeitsbedingungen und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
5. Swiss Leadership Forum – Plattform für moderne Führungsmodelle und Vernetzung von Führungskräften
6. HR Swiss – Informationen und Publikationen zur Entwicklung des HR und zu Führungsfragen
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