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Die US-Präsidentschaftswahl 2024: Was ein Sieg von Trump oder Harris für die Schweizer Wirtschaft bedeuten könnte

  • Autorenbild: Fabian Reinarz
    Fabian Reinarz
  • 4. Nov. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Nov. 2024

Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl hat nicht nur für die Vereinigten Staaten selbst immense Bedeutung, sondern wird weltweit mit Spannung verfolgt. Die Schweizer Wirtschaft steht dabei vor der Frage, welche Auswirkungen ein Sieg von Donald Trump oder Kamala Harris auf Handelsbeziehungen, Investitionen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der USA haben könnte. Da die Vereinigten Staaten nach der EU der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz sind, ist ein klarer Blick auf mögliche Szenarien entscheidend für Unternehmen und Investoren.



Trump vs Harris

Vize-Präsidentin und vormaliger Präsident Donald Trump
Trump vs Harris 2024

Trump: Protektionismus und bilaterale Deals im Fokus


Falls Donald Trump die Wahl gewinnt und in das Amt des Präsidenten zurückkehrt, ist mit einer Fortführung seiner „America First“-Politik zu rechnen, die sich auf die USA als wirtschaftlichen Kern und auf eine eher isolationistische Handelsstrategie konzentriert. Während seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 machte Trump keinen Hehl daraus, dass er multinationale Handelsabkommen wie NAFTA und das Transpazifische Partnerschaftsabkommen als nachteilig für die USA empfand. Stattdessen verfolgte er bilaterale Abkommen, in denen die USA ihre eigenen Interessen besser vertreten sahen.


Für die Schweiz könnte eine Rückkehr Trumps bedeuten, dass Handelsbedingungen möglicherweise strenger und spezifischer werden. Auch wenn die Schweiz in der Vergangenheit nur vereinzelt von Trumps Zöllen und Handelsrestriktionen betroffen war, könnte seine Wiederwahl neue Hürden aufbauen. Branchen wie Maschinenbau, Pharma und Präzisionsinstrumente, die einen großen Teil der Schweizer Exporte in die USA ausmachen, könnten Einbußen erleiden, sollte die USA protektionistische Maßnahmen ergreifen. Es bestünde auch die Möglichkeit, dass die Schweiz gezwungen wäre, Zugeständnisse einzugehen, um ihre Handelsposition zu sichern.


Ein weiterer Punkt ist der Währungsmarkt. Trump äußerte sich in der Vergangenheit häufig kritisch über andere Währungen, die in seiner Sicht zu Lasten des US-Dollars manipuliert wurden, was auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) in den Fokus brachte. Sollte Trump eine ähnliche Position wie früher einnehmen, könnte dies zu neuen Währungsturbulenzen führen, die den Schweizer Franken weiter unter Druck setzen. Für die SNB würde dies erneut bedeuten, Maßnahmen zur Stabilisierung des Frankens zu ergreifen, was den Export weiter belasten könnte.


Wirtschaftspolitik und Steueranreize


Positiv könnte sich allerdings eine erneute Trump-Präsidentschaft auf Investitionsmöglichkeiten für Unternehmen auswirken. Trumps Steuerreform von 2017 senkte die Unternehmenssteuer drastisch, um den Standort USA international wettbewerbsfähiger zu machen. Für Schweizer Unternehmen mit Niederlassungen oder Beteiligungen in den USA könnte eine Fortsetzung dieser Steuervorteile zu besseren Gewinnmargen führen. Allerdings stehen viele Experten dem „Steuerdumping“ skeptisch gegenüber, da es langfristig die fiskalische Stabilität der USA gefährden könnte, was wiederum Unsicherheit auf den globalen Märkten schüren würde.


Auch im Bereich der Digitalisierung und der Technologieförderung könnte ein Trump-Sieg einige Chancen eröffnen. Seine Regierung setzte sich stark für die Weiterentwicklung der nationalen Infrastruktur und technologischer Innovation ein, was Schweizer Unternehmen in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Infrastrukturentwicklung zugutekommen könnte. Allerdings ist fraglich, ob diese Anreize für ausländische Unternehmen auch bei einer zweiten Trump-Amtszeit bestehen bleiben würden, da die „America First“-Strategie lokale Unternehmen bevorzugt.


Harris: Stabilität und nachhaltiges Wachstum als Priorität


Im Gegensatz zu Trump dürfte Kamala Harris als Demokratin auf eine wirtschaftspolitische Linie setzen, die stärker auf Stabilität, Nachhaltigkeit und internationale Zusammenarbeit ausgerichtet ist. Unter der Regierung Biden, dessen Präsidentschaft Harris derzeit als Vizepräsidentin unterstützt, wurde ein Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und den Ausbau der Green Economy gelegt. Falls Harris die Wahl gewinnt, ist eine Fortsetzung und möglicherweise sogar eine Intensivierung dieser Politik wahrscheinlich.


Für die Schweizer Wirtschaft, die international für ihre Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien, Umwelttechnologien und nachhaltigen Lösungen bekannt ist, könnte dies erhebliche Chancen bieten. Schweizer Unternehmen, die in den Bereichen Cleantech, Energieeffizienz und Recycling tätig sind, könnten von zusätzlichen Förderprogrammen und Partnerschaften profitieren, insbesondere da die USA weltweit als einer der größten Märkte für nachhaltige Technologien gilt.


Ein weiteres zentrales Thema bei einer Harris-Präsidentschaft wäre die soziale Gerechtigkeit und das Wirtschaftswachstum im Einklang mit Arbeitsmarktstandards. Harris hat in der Vergangenheit mehrfach betont, dass sie sich für faire Löhne und den Schutz von Arbeitnehmerrechten einsetzen würde. Das könnte zu einer erhöhten Regulierung und strengeren Arbeitsmarktvorgaben führen, was sich indirekt auf Schweizer Unternehmen mit US-Standorten auswirken könnte. Für die Konsumgüter- und Luxusbranche wäre eine stärkere Regulierung eher hinderlich, während Unternehmen im Finanz- oder Gesundheitswesen möglicherweise von einer stärkeren gesetzlichen Absicherung der Sozialpolitik profitieren könnten.


Handelsbeziehungen und Stabilität im Finanzmarkt


Ein möglicher Harris-Sieg könnte zudem positive Auswirkungen auf die Währungsmärkte haben. Im Gegensatz zu Trump, der aggressive Aussagen zum Währungshandel nicht scheute, legt Harris mehr Wert auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit und Marktkontinuität. Die Stärke des Schweizer Frankens, die in unsicheren Zeiten als sicherer Hafen geschätzt wird, würde möglicherweise weniger stark unter Druck stehen, wenn eine moderatere und stabilere Außenwirtschaftspolitik verfolgt wird. Dies würde wiederum den Schweizer Exporteuren helfen, die Wechselkursschwankungen möglichst konstant zu halten.


Zudem wird erwartet, dass Harris die Handelsbeziehungen mit der EU stabilisieren und verbessern möchte. Als Schweiz, die eng mit der EU verbunden ist, könnte das zu einer stärkeren Handelsallianz führen und indirekt die Schweizer Wirtschaft begünstigen. Gerade im Bereich der Pharmaindustrie, einem zentralen Sektor in der Schweiz, könnten so Handelsvorteile entstehen, da die USA im Gesundheitswesen weiterhin stark investiert.


Fazit: Zwei unterschiedliche Szenarien für die Schweizer Wirtschaft


Ein Sieg von Donald Trump oder Kamala Harris würde für die Schweizer Wirtschaft klar unterschiedliche Szenarien bedeuten. Trump steht für eine Fortführung seiner protektionistischen Politik, die möglicherweise neue Herausforderungen und Unsicherheiten für Exporteure schaffen würde. Zugleich könnten Schweizer Unternehmen von Steuervorteilen und neuen Investitionsanreizen profitieren, sofern sie sich an den US-Markt anpassen.


Ein Sieg von Kamala Harris hingegen könnte der Schweiz Chancen im Bereich der nachhaltigen Technologien und grünen Wirtschaft eröffnen. Der Fokus auf eine stabilere Außenwirtschaftspolitik und die Förderung einer internationalen Zusammenarbeit könnte die globalen Märkte beruhigen und Wechselkursschwankungen reduzieren. Diese Faktoren könnten Schweizer Unternehmen langfristig besser planbare Rahmenbedingungen bieten.


Letztlich wird die Entscheidung, wer das Präsidentenamt übernimmt, maßgeblich die wirtschaftlichen Perspektiven der Schweiz beeinflussen. Unternehmen und Investoren sollten aufmerksam beobachten, in welche Richtung sich die USA entwickeln und wie sich dies auf die eigene Strategie auswirken könnte.

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